Normalerweise entwickelt sich eine Sprache durch den täglichen Gebrauch. Die Sprecher:innen bestimmen durch ihre Sprachnutzung, wo, wofür und wie die Sprache genutzt wird. Dafür benötigt man keinen "großen Plan". Gerade bei kleineren und bedrohten Sprachen fehlt jedoch meist der alltägliche Gebrauch, zumindest in vielen Themenbereichen. Oft wird dann lieber in die Mehrheitssprache gewechselt. Hier entwickelt die Sprachplanung Gegenstrategien. Der Begriff Sprachplanung beschreibt einen wissenschaftlich und politisch geleiteten Prozess, die Nutzung der Sprache mit bestimmten Maßnahmen zu beeinflussen. Im Falle von Niedersorbisch geht es natürlich darum, positiv zu beeinflussen, also den Gebrauch der Sprache zu ermöglichen und zu fördern. Es gibt drei große Bereiche, in denen „geplant" werden kann:
(1) Die "Korpusplanung": Hier werden z.B. Begriffe und neue Worte entwickelt oder überlegt, in welchen Bereichen es sinnvoll ist, solche Begriffe zu entwickeln und anschließend zu nutzen.
(2) Bei der "Statusplanung" geht es darum, den Status, also den Stellenwert einer Sprache, im Blick zu behalten und weiter zu entwickeln. Wie können wir beispielsweise das Gefühl abbauen, die "schwache" Sprache sei minderwertig? Wie können wir sie attraktiv für Jugendliche machen? Wo kann die Sprache überall verwendet werden? Wie machen wir sie in der Umwelt sichtbar?
(3) Die "Spracherwerbsplanung" widmet sich der Frage, wie man die Sprache am besten erlernen und vermitteln kann.
Weil jede Sprache anders ist und andere Rahmenbedingungen hat, gibt es leider keinen fertigen Plan, der für alle Sprachen funktionieren würde. Im Projekt versuchen wir daher, möglichst viele gelungene Sprachplanungsbeispiele zu sammeln und für den niedersorbischen Kontext anzupassen.